Eine frühe Tradition der Stockacher Fasnacht waren die öffentlichen Narrenversammlungen. Davon gab es in der Regel jeweils drei. Sie dienten seit Ende des 18. Jahrhunderts vor allem der Vorbereitung des großen Umzuges am Fasnachtsdienstag, der bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts der absolute Höhepunkt der Stockacher Fasnacht war. Von diesen öffentlichen Versammlungen ist heute mit Einschränkungen nur noch die Dreikönigssitzung übrig geblieben. Gleichzeitig hat sich anstelle des Dienstags der „Schmotzige Dunschtig" zum Haupttag des einheimischen Brauchtums entwickelt.
Bei der damaligen Vielzahl von bis zu 30 (!!!) Gasthöfen in der Stadt machte es früher durchaus Sinn, im Wechsel jährlich einen der Gastronomen zum Narrenwirt zu ernennen und in seinem Gasthaus die drei Narrenversammlungen abzuhalten. Gleichzeitig bildete dieses Haus während der Fasnachtszeit das Stammquartier des Hohen Kollegiums für seine internen Sitzungen. Das Narrenwirtshaus stellte auch für die Auswärtigen den Anlaufpunkt dar, wenn sie sich entsprechend der Ordnungen und Satzungen „einkaufen" mussten.
Daraus hat sich im Lauf der Zeit bekanntlich der Laufnarrenschlag entwickelt. Die ursprüngliche Bedeutung der Narrenwirtshäuser schwand mit der Einrichtung des Narrenstüble im Bürgerhaus, in dem das Narrengericht die meisten seiner Sitzungen abhält. Auch der Narrenwirt ist kein echter Stockacher Gastronom mehr, sondern es ist mittlerweile ein Amt im Narrengericht. Derzeit wird der Narrenwirt von Markus Buhl dargestellt.
Gleichwohl wird der Brauch bis heute gepflegt. Das jeweilige Narrenwirtshaus wird immernoch mit einem eigenen Schild kenntlich gemacht, es dient als Sammelpunkt für den ersten
abendlichen Umzug vor dem Fasneteröffnen und es bildet den Ausgangspunkt der Trauerprozession zum Narrenbaum am Aschermittwoch. Bis heute sind vier Narrenwirtshäuser verblieben, die sich im
Wechsel als Narrenwirtshaus bezeichnen dürfen.